Aktenzeichen XY… Unvergessene Verbrechen Zusammenfassung
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Der Aktenzeichen XY… Unvergessene Verbrechen Podcast
Der Podcast "Aktenzeichen XY… Unvergessene Verbrechen" entführt seine Hörer in die faszinierende Welt der Kriminalfälle, die sowohl gelöst als auch ungelöst geblieben sind. Über ein halbes Jahrhundert hat die Fernsehsendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" Zuschauer mit spannenden Fällen in Atem gehalten; nun erweitert der Podcast dieses Erlebnis um eine tiefere Dimension.
Moderiert von dem erfahrenen XY-Moderator Rudi Cerne und begleitet von der kompetenten Journalistin Conny Neumeyer oder der engagierten Redakteurin Nicola Haenisch-Korus, beleuchtet der Podcast sowohl bekannte als auch weniger bekannte Fälle. Sie diskutieren, was nach der TV-Ausstrahlung geschah, welche Ermittlungen besonders herausfordernd waren und welche persönlichen Erinnerungen Rudi Cerne mit den einzelnen Fällen verbindet.
Der Podcast öffnet die Tür zu Gesprächen mit Ermittlern, Angehörigen und Wissenschaftlern, die gemeinsam einen mutigen Blick in die Abgründe der menschlichen Natur werfen. Dabei werden zahlreiche tiefgehende Fragen diskutiert: Ist unser Rechtssystem immer fair? Welche psychologischen und sozialen Faktoren verstecken sich hinter den grausamen Taten? Wie bewältigen Angehörige die Auswirkungen eines Verbrechens? Und nicht zuletzt: Welche Maßnahmen können Einzelpersonen ergreifen, um sich selbst zu schützen?
"Aktenzeichen XY… Unvergessene Verbrechen" ist mehr als nur ein Kriminal-Podcast. Er ist ein eindringlicher Einblick in die Welt der Verbrechen und der Justiz, der sowohl langjährige Fans der Serie als auch neue Zuhörer anspricht. Mit einer Mischung aus spannender Erzählkunst und analytischem Tiefgang bietet der Podcast eine einzigartige Plattform, um über die dunklen Seiten der Gesellschaft nachzudenken und gleichzeitig das Interesse an wahren Kriminalfällen zu wecken.
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#61 Giftmord mit Regenschirm
Veröffentlicht am: 06.11.2024
Zusammenfassung lesenChristoph Bulwin ist 40 Jahre alt und lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im niedersächsischen Landkreis Celle. Er führt ein normales, eher unauffälliges Leben. Sein Arbeitgeber ist die IG BCE – die Industriegewerkschaft für Bergbau, Chemie und Energie. Dort arbeitet er als Softwareentwickler und Datenbankadministrator. Als er am 15. Juli 2011 gegen 16 Uhr seine Arbeitsstelle verlässt, wird er nur einen Augenblick später, Opfer in einem der bizarrsten Mordfälle der deutschen Krimi...
Christoph Bulwin ist 40 Jahre alt und lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im niedersächsischen Landkreis Celle. Er führt ein normales, eher unauffälliges Leben. Sein Arbeitgeber ist die IG BCE – die Industriegewerkschaft für Bergbau, Chemie und Energie. Dort arbeitet er als Softwareentwickler und Datenbankadministrator. Als er am 15. Juli 2011 gegen 16 Uhr seine Arbeitsstelle verlässt, wird er nur einen Augenblick später, Opfer in einem der bizarrsten Mordfälle der deutschen Kriminalgeschichte: Ein Unbekannter sticht ihn im Vorbeigehen von hinten mit einem Regenschirm, an welchem eine Spritze montiert ist, und verabreicht ihm eine zunächst unbekannte Flüssigkeit. Bulwin stellt den Mann sofort zur Rede. Es kommt zu einem Handgemenge, in dem die Spritze vom Schirm zu Boden fällt. Der Fremde flieht daraufhin vom Tatort. Christoph Bulwin ist beunruhigt. Er ruft die Polizei, diese verständigt den Rettungsdienst. Der Familienvater wird zur Untersuchung in eine Klinik gebracht, während die Polizei die Spritze sicherstellt. Noch fühlt Bulwin sich noch recht normal, doch nach nur einer Woche verändert sich sein Zustand drastisch. Es geht ihm von Tag zu Tag schlechter. Die parallel laufenden Untersuchungen zum Inhalt der Spritze beim Landeskriminalamt geben erst mal keinen Aufschluss, da sich die darin enthaltene Flüssigkeit offensichtlich verflüchtigt hat. Niemand weiß also, was genau Christoph Bulwin verabreicht wurde – nur, dass sein Blut eine ungewöhnlich hohe Konzentration von Quecksilber aufweist. Die Ärzte können ihm nicht helfen. Gut anderthalb Monate nach dem Angriff fällt der 40-Jährige ins Koma. Er stirbt 10 Monate nach dem Anschlag an dessen Folgen. Kriminaloberkommissarin Romey Leonhardt von der Kripo Hannover berichtet im Gespräch mit Rudi Cerne und Conny Neumeyer von den rätselhaften Umständen der Tat, der Suche nach einem Motiv und den langwierigen Ermittlungen, die bis heute andauern. Außerdem im Podcast: Professor Dr. Thomas Daldrup, Rechtsmediziner und forensischer Toxikologe von der Universität Greifswald. Er gibt Aufschluss über die hochgefährliche Chemikalie Dimethylquecksilber, eine sehr seltene Substanz, mit der Christoph Bulwin getötet wurde. *** Wenn ihr Kritik oder Anregungen zu Fällen habt, schreibt uns gerne eine E-Mail an xy@zdf.de. Die aktuelle Sendung und mehr findet ihr in der ZDFmediathek: aktenzeichenxy.zdf.de. *** Moderation: Rudi Cerne, Conny Neumeyer Gäste & Experten: KOK‘in Romey Leonhardt, Kripo Hannover, Professor Dr. Thomas Daldrup, Universität Greifswald Autor/in dieser Folge: Andy Klein Technik: Anja Rieß Audioproduktion: Lalita Hillgärtner Produktionsleitung Securitel: Marion Biefeld Produktionsleitung Bumm Film: Melanie Graf, Nina Kuhn Produktionsmanagement ZDF: Julian Best Leitung Digitale Redaktion Securitel: Nicola Haenisch-Korus Redaktion Securitel: Erich Grünbacher, Katharina Jakob Produzent Securitel: René Carl Produzent Bumm Film: Nico Krappweis Redaktion ZDF: Sonja Roy, Kirsten Schönig Regie Bumm Film: Alexa Waschkau
Hallo und herzlich willkommen zu Aktenzeichen XY unvergessene Verbrechen. Ich bin Rudi Zerne. Und ich bin Conny Neumeyer. Auch von mir herzlich willkommen zu dieser Folge. Schön, dass ihr wieder dabei seid. Ja, heute sprechen wir über ein ziemlich rätselhaftes Verbrechen. Eine Geschichte, die in Deutschland einmalig ist und fast klingt wie aus einem Spionagefilm. Absolut, das stimmt. Es ist ein Fall, der bis heute ungeklärt ist und damit auch die Frage, warum ein jähriger Familienvater im Jul. 2011 Opfer eines so heimtückischen und perfiden Verbrechens wurde. Ja, welche Entdeckungen die Ermittlerinnen und Ermittler gemacht haben und welche Gefahr damit verbunden war, darüber sprechen wir gleich. Wir haben Kriminaloberkommissarin Roma Leonhard heute bei uns zu Gast im Studio. Sie arbeitet in Hannover in der Ermittlungsgruppe Cold Case. Wir freuen uns, dass sie da sind. Herzlich willkommen. Hallo, schön, dass sie da sind. Ja, hallo, ich freue mich auch und vielen Dank für die Einladung. Frau Leonard, sie haben diesen Fall ja erst im Mai. 2019 übernommen, also etwa acht Jahre nach der Tat. Und bis dahin kannten sie den Fall ja auch nur aus der Presse, oder? Ja genau. Es ist so, ich war damals, als Z Tat passiert ist, das war im Jahr 2011, bereits schon einige Jahre im KDD, im Kriminaldauerdienst tätig in Hannover und habe tatsächlich schon viele schlimme und auch erschütternde Dinge gesehen und auch bearbeitet. Aber dieser Fall blieb mir allein aus der Presse so stark in Erinnerung, weil ich so erschüttert war, dass so etwas tatsächlich geschehen war. Und wie verheerend das Ganze dann enden würde, das hat natürlich damals noch niemand ahnen können. Ja, und an der Stelle können wir tatsächlich auch schon mal vorwegnehmen, dass der Täter bis zum heutigen Tag nicht gefasst wurde. Aber ja, in der Zwischenzeit hat sich etwas ereignet und das war dann doch auch der Anlass, dass dieser Fall noch einmal komplett neu aufgerollt wurde, oder? Es gab einen recht spektakulären Fall im Raum Bielefeld in Nordrhein Westfalen und die dortigen Kollegen, die haben im Rahmen ihrer Ermittlungen einige Parallelen zu dem Fall aus Hannover festgestellt. Die Cold Case Einheit wurde kurz zuvor im Jan. 2019 erst gegründet und das wurde dann schon einer der ersten Fälle für uns, eben aufgrund dieser Parallelen zu dem Fall aus Bielefeld. Über all das werden wir natürlich später sprechen. Außerdem hören wir den Rechtsmediziner und forensischen Toxikologen Profess Dr. Thomas Daldrup. Ja, er gibt uns Einblicke in den außergewöhnlichen Fall und die eingesetzte Tatwaffe. Aber jetzt fassen wir erstmal zusammen, welche tragischen Ereignisse ab Jul. 2011 passiert sind. Christoph Bullwin führt ein normales, eher unauffälliges Leben. Der Jährige lebt mit seiner Frau und zwei Kindern, drei und sechs Jahre alt, im niedersächsischen Landkreis Zele. Christoph Bullwin ist ein sportlicher und geselliger Mensch, der in seiner Freizeit gerne Tischtennis spielt und sich im örtlichen Verein engagiert. Beruflich arbeitet er als Software Entwickler und Datenbankadministrator, pendelt jeden Tag knapp 50 km nach Hannover. Sein Arbeitgeber ist die IGBCE, die Industriegewerkschaft für Bergbau, Chemie und Energie. Am Hinterausgang des Gewerkschaftsgebäudes fällt ab Anfang Jun. 2011 ein Mann auf. Der Unbekannte scheint dort auf etwas zu warten oder zu beobachten. Eine Zeugin will ihn über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen wiederholt gesehen haben. Ihre Aussage wird für die späteren Ermittlungen relevant sein. Auch am Freitag, den fünfzehnter Jul. 2011 fällt der Mann dort auf. Diesmal gleich mehreren Zeugen. Christoph Bullwin, bei seinen Kollegen beliebt, ist gerade dabei, seine Arbeitsstelle gegen Uhr zu verlassen. Mit der Aussicht auf ein entspanntes Wochenende mit der Familie hören wir einen Ausschnitt aus dem Filmbeitrag, der in Aktenzeichen XY ungelöst ausgestrahlt wurde. Bulvin verabschiedet sich in dieser Szene von einer Kollegin und einem Kollegen. Schönes Wochenende hier auch. Hey, macht schon Feierabend, ja? Und habt ihr was vor? Wird hat ein ruhiges Familienwochenende. Uns selbst ein bisschen grillen, vorsichtig. Alkoholmissbrauch. Das übliche halt. Ja, hol dich. Gut. Ja, du auch. Ciao. Beim Verlassen der Firma über den Hinterausgang nimmt auch Christoph Bullwin kurz einen Mann mit Sonnenbrille und Basecap wahr. Der steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit einem geschlossenen Regenschirm in der Hand und telefoniert. Bulwin geht in Richtung seines Wagens, den er wie üblich nur einige Gehminuten entfernt von der Firma geparkt hat. Dabei bemerkt er nicht, dass ihm der Unbekannte mit dem Regenschirm unauffällig folgt. Als dieser unmittelbar hinter Christoph Bullwin hergeht, spürt dieser plötzlich einen stechenden Schmerz in der linken Gesäßhälfte. Irritiert und fast erschrocken blickt er sich um und sieht den Unbekannten mit dem Schirm in der Hand an sich vorbeigehen, als sei nichts geschehen. Sofort vermutet Bullwin, dass dieser Mann ihm in irgendeiner Art und Weise einen Stich zugefügt hat. Nach kurzem Zögern beschließt er, ihm zu folgen. Hey, hallo. Entschuldigung. Entschuldigung. Was war das gerade? Was soll denn sein? Was ist das da? Was ist das? Eine Spritze. Nachdem Christoph Bullwin versucht hat, dem Mann den Regenschirm zu entreißen, fällt von der Schirmspitze plötzlich etwas ab. Ein schwarzes Röhrchen und eine Spritze mit einer hellen Flüssigkeit. Der Unbekannte ergreift die Flucht. Frau Leonahard, ich kann mir vorstellen, wie beunruhigend das für Christoph Bulwin in diesem Moment gewesen sein muss. Und bevor wir von den weiteren fatalen Ereignissen berichten, beschreiben sie doch bitte mal kurz, was es mit dieser Spritze auf sich hatte und wo die plötzlich herkamen. Der Täter hat damals einen schwarzen Regenschirm mit sich geführt. Das war ein Stockschirm und an der Schirmspitze war eine spezielle Vorrichtung montiert. Das kann man sich so vorstellen, das war ein schmales Röhrchen, welches mit einem sogenannten Gaffer Tape umwickelt war. Ungefähr so wie bei einem Griff von einem Tennisschläger. In dem Röhrchen war eine kleine Spritze versteckt und die Nadel ragte ganz vorn aus dem Röhrchen heraus. Es war so, dass die Spritze selbst derart vom Täter manipuliert worden ist, dass sie halt in dieses Röhrchenpate. Und durch einen ganz speziellen Auslösemechanismus konnte der Inhalt der Spritze dann im Vorbeigehen dem Opfer injiziert werden. Genau diese Spritze hält Christoph Bullwin nun also in der Hand und tut zunächst das einzigichtig. Er wählt den Notruf. Wenig später treffen Polizei und ein Rettungswagen ein. Bulwin kommt zur genaueren Untersuchung mit dem Krankenwagen in die Klinik. Die Spritze wird von der Polizei gesichert und von den Rettungssanitätern ebenfalls mit in die Klinik genommen. Dort wird Christoph Bullwin von den Ärzten eingehend untersucht. Er fühlt sich gut und weist zunächst keinerlei auffällige Symptome auf. Eine Blutentnahme soll erste Erkenntnisse bringen, was den Inhalt der Spritze angeht. Der erste Verdacht der Ärzte und der Polizei geht in Richtung Drogen und Betäubungsmittel. Inzwischen ist auch die Ehefrau im Krankenhaus eingetroffen. Sie macht sich große Sorgen. Gemeinsam wartet das Paar auf die ersten Untersuchungsergebnisse. Hören wir hier noch einmal einen Ausschnitt aus dem Filmbeitrag in der Sendung. Haben sie denn schon eine Idee, was in der Spritze gewesen sein könnte? Das werden die weiteren Untersuchungen ergeben. Betäubungsmittel wie Drogen können wir aber zu diesem Zeitpunkt ausschließen. Hätten sie sicherlich schon etwas gespürt? Ja, ich verstehe. Das Ergebnis der Untersuchung wird natürlich nicht zeitnah vorliegen. Wir müssen alle Stoffe gezielt und einzeln untersuchen. Eine allumfassende Untersuchungen gibt es leider noch nicht. Okay, was ist mit Aids? Ich mein, da war eine Spritze im Spiel. Das werden wirürlich auch abklären. Aber ich halte eine HIV Infektion für eher unwahrscheinlich. Sicherlich gab es Fälle, wo Unbeteiligte sich an Spritzen von HIV Infizierten gestochen haben. Aber soweit ich weiß, gam esar nie zu einer Infektion. Unwahrscheinlich heißt jetzt aber nicht, unmöglich. Ja, das ist richtig. Aber eine HTV Infektion kann frühestens nach 11 Tagen diagnostiziert werden. Mit einem ganz sensiblen Verfahren. Was? So lange dauert es? Man kann Prophylaxemittel einsetzen, die ich ihnen verschreiben kann. Das heiß, damit könnte eine HIV Infektion verhindert werden? Mit großer Wahrscheinlichkeit, ja. Wenn die Medikamente zeitnah eingenommen werden. Aber ich würde ihnen davon abraten. Diese Mittel haben sehr starke Nebenwirkungen. Egal es das mache ich in jedem Fall. Aus Angst vor einer HIV Infektion nimmt Christoph Bulwin die Medikamente entgegen dem Rat des Arztes. Schon in der ersten Nacht wird er von starken Kopfschmerzen und massiver Übelkeit geplagt, muss sich mehrfach übergeben. Da er dies als Nebenwirkung der HIV Prophylaxe deutet, setzt er das Mittel direkt wieder ab. Zwei Tage später hat sich Christoph Bullwin auch schon wieder erholt. Er treibt Sport mit seinen Kindern. Alles scheint normal. Auch die weitere Untersuchung der Spritze liefert keine neuen Erkenntnisse. Hören wir noch einmal einen Ausschnitt aus der Sendung, okay? Ja, gut, bis dann. Wer waren das? Die Polizei. Echt? Was sagen die? Sie haben immer noch kein Ergebnis. Sie haben schon verschiedene Stoffe getestet, auch noch mal Drogen und so. Aber alles negativ. Sie suchen weiter. Wow. Das heißt, sie wissen immer noch nicht, was los ist? Ja. Ich hoffe, da kommt nichts mehr. Was soll da kommen? Mir geht's gut. Doch mit dieser Einschätzung sollte Christoph Bulwin leider nicht recht behalten. Sieben Tage nach der Tat, am 22. Jul. 2011, nimmt der Fall eine dramatische Wendung. Er erleidet erneut unter starker Übelkeit. Dazu kommen Schüttelfrost und Fieber. Als sich sein Zustand weiter verschlechtert, wird er am darauffolgenden Tag mit dem Krankenwagen in die Klinik gebracht. Bei einer erneuten Blutuntersuchung werden erhöhte Entzündungswerte festgestellt. Die Ärzte sind ratlos. Klar ist, dass Christoph Blwins Körper offensichtlich gegen etwaskämpft ein Virus, ein Bakterium oder einen anderen Fremdstoff. In den nächsten Tagen und Wochen werden die Ärzte alles tun, um die Ursachen für seinen Zustand zu finden. Doch Die Suche ist langwierig und schwierig. Und Christoph Bullwin geht es von Tag zu Tag schlechter. Er kann die Klinik nicht mehr verlassen. Zwei Wochen nach der Tat ist Christoph Bullwin kaum wiederzuerkennen. Er leidet mittlerweile auch unter einem extremen Hautausschlag. Seine Augen sind zugeschwollen. Er spricht aus, was wenig später traurige Realität werden soll. Hören wir noch einmal in die Sendung. Ich halt das nicht mehr aus. Mein ganzer Körper juckt und brennt. Können sie mir nichts geben? Sie haben doch gerade erst was bekommen. Es hilft aber nichts. Irgendwas in meinem Körper vergiftet mich. Ich kann langsam nicht mehr. Gut, dann ruf ich einen Arzt, vielleicht lässt sich ja was machen. Okay, danke. Das Gefühl, dass er vergiftet wurde, hat nicht nur der Patient selbst. Auch die Ärzte gehen inzwischen davon aus, können ihm aber trotz intensivster Bemühungen nicht helfen. Auch der Inhalt der Spritze ist immer noch völlig unklar. Ende August, gut anderthalb Monate nach dem Angriff, fällt Christoph Blwin ins Koma. Da die Polizei überzeugt ist, dass die Spritzenattacke ursächlich für seinen Zustand ist, wird die Tat jetzt als versuchtes Tötungsdelikt gewertet. Die Mordkommission übernimmt die Ermittlungen. Und fast zeitgleich entdecken die Ärzte endlich einen ersten Hinweis im Blut des Patienten, der auf den möglichen Inhalt der Spritze hindeutet. Frau Leonard, die Mordkommission hatte nun also gut sechs Wochen nach dem Angriff mit der Spritze auf Christoph Bullwin die Ermittlungen aufgenommen. Anlass waren seine Blutwerte. Was genau hatten die Untersuchungen denn ergeben? Ja, im Blut von Christoph Bolwin wurden extrem erhöhte Quecksilberwerte festgestellt. Und um die Zahl einfach mal zu nennen, es waren vier Tand, zwei Hunt μg pro l Blut. Beim normal gesunden Menschen liegt der Toleranzwert bei Cica 2 μg/l Blut. Und dass die Quecksilberwerte von Christoph Bowin so erhöht waren, das erklärte dann auch den plötzlichen und extrem schnell verlaufenden Vergiftungsprozess mit der entsprechenden Symptomatik. Vielleicht ordnen wir an der Stelle mal für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer diesen Toleranzwert ein. Also jeder Mensch hat eine gewisse Menge Quecksilber im Blut. Das ist ganz normal. Das wird aufgenommen durch die Nahrung, vor allem durch Fisch und mehr ##erestier. Das kann aber auch z.B. von älteren Amalgamlompben herrühren. Und dieser Toleranzwert von circa 2 μg gilt für uns als völlig unbedenklich. Bei Christoph Bullwin war die Konzentration von Quecksilber mit 4200 μg aber um das zwei tausen fache erhöht. Frau Leonhard, wenn man Quecksilber hört, dann geht man zunächst ja von einer silbrigen Flüssigkeit aus, die man noch aus den alten Fieberthermometern kennt. Hier fand man eine eher klare Substanz, richtig? Ja, das ist so prinzipiell richtig. Man muss hier aber auch sagen, dass die Aussagen zum Inhalt der Spritze sehr auseinandergegangen sind. Das Opfer, die eingesetzten Kollegen vor Ort und auch die Rettungssanitäter, die haben von einer hellen bis gelblichen Restflüssigkeit gesprochen. Der Sachbearbeiter, der den Fall dann zwei bis drei Tage später bearbeitet hat, der hat gar keine Flüssigkeit mehr in der Spritze wahrgenommen. Ja, und genau das, was am Anfang noch nach unterschiedlichen Aussagen klang, hat die Toxikologen schließlich hellhörig gemacht und auf die richtige Spur gebracht. Denn die Tatsache, dass anfangs in der Spritze noch ein kleiner Rest enthalten war, der dann nach zwei bis drei Tagen verschwunden war, sprach dafür, dass sich der Stoff verflüchtigt hatte. Und das ist charakteristisch für eine ganz bestimmte Quecksilberverbindung, wie Toxikologe Profess. Dr. Thomas Daldrup Weiß. Er ist ehemaliger Leiter der forensischen Toxikologie der Heinrich Heine Universität Düsseldorf und lehrte dort auch Rechtsmedizin. Man kann von Dimithylquecksilber ausgehen, wenn ein Patient, eine Person, die das aufgenommen hat, bestimmte neurotoxische Symptome zeigt. Also Zeichen, dass irgendetwas am zentralen nervensystem Schaden genommen hat mit den entsprechenden Symptomen. Das ist das eine. Das zweite ist, dass man das Quecksilber in erhöhter Menge im Körper findet, aber als Element jetzt erstmal bei der Analyse. Und der dritte Grund ist, dass Dimethyl Quecksilber eine Flüssigkeit ist, also bei Raumtemperatur flüssig ist, auch verdampfen kann und von daher in dieser Form auch appliziert werden kann. Aber eben halt durch abdampfen kann es passieren, wenn man ein Asservat hat, wenn man ein Kleidungsstück hat, dass dann die Verbindung selber nicht mehr nachweisbar ist oder nur noch in Spuren vorhanden ist. Und bei diesem Dimethylquecksilber, das können wir hier schon vorwegnehmen, handelt es sich um eine hochgefährliche Chemikalie. In einem anderen Fall, von dem wir später noch hören werden, beschrieb der zuständige Richter den Stoff als noch gefährlicher als die eingesetzten Nervengifte im zweiten Weltkrieg. Frau Leonhard, was bedeutete das denn nun für die Ermittlungen? Genau wie sie sagen, Dimithyk Quecksilber gilt als sehr starkes, hochtoxisches Nervengift. Und es ging jetzt eben nicht mehr um eine mögliche Verabreichung von Drogen oder Betäubungsmitteln, sondern es war jetzt ganz klar ein Giftanschlag. Und somit ist man dann von einem mutmaßlichen, versuchten Tötungsdelikt ausgegangen. Um die Gefährlichkeit dieses Dimethylquecksilbers zu verdeutlichen, wollen wir an dieser Stelle einen kleinen geschichtlichen Ausflug ans Dartmouth College in New Hampshire in den USA machen, ins Jahr 1906 und neunzigste. Im Mittelpunkt der Geschehnisse damals ein tragischer Arbeitsunfall. Die Gefährlichkeit des Stoffes war schon damals unter Chemikern lange bekannt. Viele weigerten sich sogar, damit zu experimentieren. Nicht so die renommierte Chemikerin und Professorin Karen Wettehahn. Nur wenige Menschen auf der Welt verstanden giftige Metalle so gut wie sie. Ihr Forschungsschwerpunkt lag auf dem Einfluss von Schwermetallen auf unsere Gesundheit. Am 14. Aug. 1996 experimentierte Professorin Wetterhahn unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen mit Demethylquecksilber. Sie trug Laborkleidung, eine Schutzbrille und Einweg Latexhandschuhe. Bekannt war, dass die Substanz bereits beim Einatmen ein Risiko darstellt. Deshalb arbeitete sie unter einem Abzug. Dabei gelangte ein kleiner Tropfen auf ihren Handschuh, den sie sofort auszog und entsorgte, ohne sich zunächst größere Sorgen über den Vorfall zu machen. Was der erfahrenen Chemikerin damals noch nicht bekannt weder Latex, PVC noch Neoprenhandschuhe können eine Aufnahme über die Haut verhindern und schon ein kleiner Tropfen gilt bereits als tödlich. Fünf Monate später, im Januar 1997, traten Schwindelanfälle und Kopfschmerzen auf. Eine Untersuchung die Quecksilber Konnzentration in ihrem Blut betrug das 80 fache des toxischen Schwellenwerts. Trotz sofort eingeleiteter intensiv medizinischer Behandlung fiel sie Anfang Februar 1997 ins Koma und starb nach vier Monaten am Achter Jun. 1997 an akuter Quecksilbervergiftung. Aufgrund dieses tragischen Ereignisses wurden die Sicherheitsstandards beim Umgang mit dieser Chemikalie erhöht und in manchen Bereichen der Forschung sogar verboten. Die seinerzeit noch übliche Verwendung von Dimethylquecksilber in der Kernspin Resonanz Spektroskopie findet seitdem nicht mehr statt. Frau Leonard, eine wirklich furchtbare Geschichte. Ein Tropfen auf einem Handschuh und das Leben der Frau war nicht mehr zu retten. Kaum vorstellbar, dass man es im Fall Christoph Bullwin tatsächlich mit dieser lebensgefährlichen Chemikalie zu tun hat. Und diese hat er sogar offensichtlich injiziert bekommen. Ja, das ist tatsächlich kaum vorstellbar. Und eine so viel höhere Dosis, als der Körper vertragen kann. Ja, und das zeigt sich auch am Zustand Christoph Bullwins, der sich rasant verschlechtert. Frau Leonard, jetzt stellt man sich natürlich zwangsläufig die wie kommt man an so etwas überhaupt ran? Es ist ja so, dass Quecksilber schon seit Jahren in der Diskussion steht und immer mehr Schritt für Schritt verboten wurde, eben weil es so gefährlich ist. Es gibt natürlich immer noch Möglichkeiten, auch anders an den Stoff zu kommen oder ihn sogar selbst herzustellen. Aber man muss einfach sagen, die Gefahr, wenn man mit solch einer Substanz arbeitet, ist so extrem hoch, weil es eben so giftig und gefährlich ist, dass e auch Experten davor waren, das selbst herzustellen, sich damit abzugeben beziehungsweise es einfach zu verwenden. Also man muss wirklich davor warnen, mit diesem Stoff in Verbindung zu kommen und man kann wirklich nurieren Finger weg. Frau Leonard, bei all dem, was wir bisher über diesen hochgefährlichen Stoff gehört haben, das lässt ja auch Rückschlüsse auf den Täter zu. Was waren oder sind hier Ihre Ansätze? Für uns war klar, wer mit einer solchen tödlichen Substanz umgeht, muss von der Gefahr im Umgang mit solchen Stoffen wissen, für sich selbst. Und der muss auch die tödliche Wirkung kennen. Man muss daher also von einer gezielten Tötungsabsicht ausgehen. Das alles spricht also für sie klar für einen Täter mit einer gewissen Fachkenntnis, oder? Ja, wir gehen ganz stark davon aus, dass der Täter Fachkenntnis im chemischen Bereich hat. Wie bereits erwähnt oder wie wir bereits gehört haben, wird diemethoquecksilber heutzutage quasi nur noch in einem ganz engen Forschungsbereich eingesetzt und ist in anderen Bereichen bereits komplett verboten. Kaufen können das eigentlich nur Personen, die eben auch in diesem Forschungsbereich arbeiten. Aber wie eben auch schon erwähnt, kann man den Stoff eben auch selbst herstellen, aber dafür braucht es umfangreiche chemische Kenntnisse. Mir hat mal ein Professor aus der Uni in Hannover gesagt, dass man vom Kenntnisstand sechs Semester chemische studiert haben müsste, um es herzustellen. Was natürlich nicht bedeutet, dass der Täter auch zwangsläufig studiert haben muss. Nur um das mal so einzuordnen. Die einzelnen Bestandteile kann man so offiziell einfach nicht bekommen, nur wenn man eben ein berechtigtes Interesse nachweisen kann. Und dazu wird der Abnehmer auch überprüft, es wird eine Ausweiskontrolle gemacht, man muss persönlich erscheinen. Der Verkauf ist grundsätzlich auch meldepflichtig. Hierzu muss man aber auch sagen, das wird heutzutage alles sehr konsequent gehandhabt, wie es im Jahr 2011 war, da war es sicherlich etwas anders. Ja, mit dem Toxikologen Professor Dr. Daldrup haben wir auch über die Lebensgefahr gesprochen, in die sich der Täter beim Umgang mit dem Stoff selbst gebracht hat. Also wenn der Täter das Dimethylquecksber unterschätzt hat, er muss es ja gekauft, hergestellt haben, er muss es dann abgefüllt haben in die Spritze, er hat es irgendwo auch gelagert, das heißt, es bestand für ihn die Gefahr, dass es inhaliert hat, dass es über die Haut aufgenommen hat. Wenn er dort nicht mit der entsprechenden Sorgfalt umgegangen ist, dann müsste er sich auch selber intoxikiert haben. Aber man kann natürlich sich auch Konstellationen vorstellen, dass es gut gegangen ist, dass er alles immer an der frischen Luft gemacht hat und nicht viel damit hantieren musste mit der Flüssigkeit. Dann sind die Dosen, die er dann möglicherweise aufgenommen haben, so gering, dass es nicht zu Schäden oder nennenswerten Schäden bei ihm gekommen ist. Aber grundsätzlich ist bei solch einem hochproblematischen Stoff, also ich wollte ihn nicht freiwillig im Labor haben, denn wenn man sieht, dass unsere Schutzhandschuhe da nicht ausreichen, die wir da einsetzen, da muss man dann andere Verfahren einsetzen und dafür sind die Labors jetzt erstmal nicht ausgelegt. Dann dann würde man irgendwo ein Speziallabor suchen, wo man mit hochproblematischen Stoffen umgehen kann, mit hundertprozenem Schutz der Bearbeiter. Frau Leonard, der Täter hätte sich also auch selbst sehr leicht vergiften können. Wurde denn seinerzeit in Krankenhäusern nach Personen mit ähnlichen Symptomen ermittelt, auf die eventuell sogar die Beschreibung des Tatverdächtigen gepasst hätte? Ja, sämtliche Vergiftungsfälle, die irgendwo irgendwann mal dokumentiert worden sind, sind überprüft worden. Und grundsätzlich ist es auch so, dass Vergiftungen meldepflichtig sind. Die Giftztraalen sind überprüft worden, aber es gibt bisher oder gab auch damals noch keine konkreten Verdachtsfälle. Ja, und noch eine Frage drängt sich am Anfang wurde die Spritze ja im Krankenhaus und später auch von der Polizei untersucht. Hat jemals Gefahr für einen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestanden und gab es im Nachhinein Überprüfungen bei den Personen, die mit der Spritze in Kontakt gekommen sind? Ja, damals wurde die Spritze in einem DNA Sicherungsbeutel und in einem einfachen Kunststoffbehältnis gesichert und die Erstetersuchung hat dann in der medizinischen Hochschule in Hannover stattgefunden, allerdings auf andere Stoffe und ist dann erst einige Tage später zum Landeskriminalamt gekommen. Zum Glück gab es bei niemandem Hinweise auf Vergiftungserscheinungen. Kommen wir noch mal auf die ersten Symptome von Christoph Boulwin zurück. Der klagte ja zunächst nur über Kopfschmerzen und Übelkeit und danach traten dann Fieber, Ausschläge und erste neurologische Symptome auf. Sechs Wochen und zahlreiche Untersuchungen später konnte dann die Quecksilbervergiftung nachgewiesen werden. Und darüber haben wir auch mit Profess Dr. Daldrup gesprochen. Also wenn eine Person in ein Krankenhaus kommt mit Symptomen, dann wird es mit zu 95, vielleicht auch 99 prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht eine Vergiftung sein, weswegen er die Symptome zeigt, sondern irgendeine innere Ursache vermutet man. Und deswegen werden die Kliniker, die einen Patienten behandeln, natürlich erstmal symptomatisch be und versuchen, diese Krankheit zu finden, die entsprechende Diagnose zu machen. An eine Quecksilbervergiftung denkt man nicht und an viele andere Vergiftungen auch nicht. Erst wenn die Symptome nach Wochen in eine besondere Richtung gehen, und das ist bei dem Dimithyquecksilber wegen der neurotoxischen Wirkung, dann kann man, wenn man das richtig interpretiert, kann man auf die Idee kommen, vielleicht lag ja doch eine Vergiftung vor. Hier war es naheliegend, weil es ja zu dieser Injektion kam. Aber diese Injektion könnte ja auch Wasser sein oder sonst etwas. Man denkt vielleicht auch als Polizei, auch als Landeskriminalamt, wenn man eine Spritze bekommt, zunächst einmal an Drogen, die injiziert wurden. Und da gibt es ja auch unendlich viele, seitdem die vielen synthetischen Drogen auch auf den Markt kommen. Das heißt, danach schaut man erst mal. Und von daher ist das, dass es nach sechs Wochen schon, würde ich sagen, rauskam, ist schon ein Erfolg bei dieser Vergiftung. Frau Leonahard auch wenn das Ergebnis der chemischen Analyse verhältnismäßig schnell da war, kam es aus Sicht der Ermittler dennoch zu spät. Weshalb? Zuerst hat man das Ganze nur als Körperverletzungsdelikt eingestuft und dem Opfer ging es auch anfangs noch gut. Und wenn man von Anfang an von einem versuchten Tötugsdelikt ausgegangen wäre, dann hätte man ganz anders ermittelt. Was hätte man denn z.B. dann anders gemacht? Es wurden z.B. keine Funkzellendaten erhoben. Man hätte Handyverbindungen ausgewertet, weil z.B. ja auch bekannt war, zumindest hat das Opfer das damals angegeben, dass der Täter vermutlich telefoniert hat. Als es dann aber letztlich soweit war, dass man gesagt hat, man geht von einem Tötungsdelikt aus, war es leider schon zu spät, solche Daten zu erheben. Zu dem damaligen Zeitpunkt gab es keinerlei Rechtsgrundlage für die Erhebung solcher Daten. Grundsätzlich wäre es auch so, wenn ein Tötungsdelikt oder ein versuchtes Tötungsdelikt im Raum steht, würde man auch ganz anders an die Tatortarbeit herangehen. Man würde ganz anders Spuren sichern, man würde ganz anders mit Zeugen und Opfern verfahren. Und das war in dem Fall natürlich nicht so einfach, weil man noch gar nicht die Dimension dieser Tat erkennen konnte. Und trodem, man kann hier niemandem einen Vorwurf machen, nicht alles versucht zu haben, dem Opfer zu helfen. Bleibt dennoch die Frage, ob man den Mann, der ja mittlerweile im Koma lag, besser hätte behandeln können, wenn man eine Dimethyl Quecksilber Vergiftung früher erkannt hätte. Dazu nochmal Professor Dr. Daldrup. Ich gehe davon aus, dass man letztlich ihm doch nicht hätte helfen können. Es gibt kein, oder ich muss da leider von ausgehen, es gibt kein richtiges, aber es gibt kein Antidot. Man kann aufgrund der zellschädigenden Wirkung vom Dimithyl Quecksilber versuchen, das würde man auch machen, diese Zellschädigung zu minimieren, indem man andere Schutzstoffe gibt, Radikalfänger oder ähnliches. Das hätte man probieren können. Ob es dazu geführt hätte, dass er am Leben geblieben wäreziehungsweise am Leben hätte wie auch immer teilnehmen können, wage ich zu bezweifeln. Bei diesem hohen toxischen Potenzal von dem dimithyqueg Silber. Was Professor Dr. Daldrup hier andeutet, war am Ende traurige Gewissheit. Die Schäden, die das Gift in Christoph Bulwins Körper angerichtet hatte, waren einfach zu groß. Der jährige Familienvater war bis zum Schluss nicht mehr ansprechbar und starb nach langem Leiden 10 Monate nach der Tat in einem Pflegeheim an einem epileptischen Anfall. Ein tragisches Schicksal, das viele Fragen aufwirft. Denn warum Christoph Bullwin zum Opfer wurde, ist nach wie vor völlig unklar. Frau Leonhard, er hatte den Tatverdächtigen sogar noch angesprochen beziehungsweise versucht, zur Rede zu stellen. Und das heißt, er hat ihn gesehen. Das führte immerhin zu einer ganz guten Personenbeschreibung. Ja, genau. Zum einen haben wir vom Opfer eine relativ gute Personenbeschreibung, aber auch von mehreren Zeugen, die den Täter damals vor Ort gesehen haben, sodass sich eine recht übereinstimmende Personenbeschreibung ergeben hat. Der Täter soll zwischen 1,5 50 m und 1,85 m groß gewesen sein. Vom Alter hat man ihn auf 40 bis 50 Jahre alt geschätzt. Er hatte eine schlanke Statur und sehr hagere Gesichtszüge mit äußerst prägnanten Wangenknochen. Er hatte dunkelblonde bis braune Haare, sprach Deutsch ohne Akzent. Und er trug ein Basecap mit einem hellen Schriftzug. Es war ein dunkles Basecap mit einem hellen Schriftzug. Er soll eine schwarze, glänzende Jacke mit einem Reißverschluss, eine hellblaue, verwaschene Jeans. Zudem soll er eine Sonnenbrille getragen haben. Die Haut des Täters wurde als sehr trocken beschrieben, so art pockennarbig. Sie soll leicht gebräunt gewesen sein. Und zudem hat er ein Pflaster auf der rechten Wange getragen. Die Lippen wurden als eher schmal beschrieben. Welche Vermutung hatten sie denn zu dem Pflaster im Gesicht? Möglicherweise wollte er damit irgendetwas auffälliges verdecken, z.B. eine Verletzung oder eine Narbe oder auch ein Tattoo oder ein Piercing. Konnte Christoph Bullwin darüber hinaus dennoch etwas zu dem Mann sagen, als er noch ansprechbar war? Nein, leider konnte er nicht mehr besonders viel zu der Person sagen. Er konnte noch sagen, dass der Unbekannte beim Verlassen der Firma auf der anderen Straßenseite gestanden, telefoniert hat. Und dass er den Mann irgendwie ungewöhnlich, ein Stück weit auch unheimlich fand. Und hat deshalb eben die Straßenseite gewechselt, ganz bewusst. Er hat den Mann dann noch ins Telefon sprechen, hör ach, da bist du ja, dann komme ich jetzt zu dir. Es ging dann gesundheitlich sehr rapide bagab mit Herrn Boulwin und er war dann einfach nicht mehr in der Lage, selbst etwas zu sagen undziehungsweise auch persönlich zu einer Vernehmung erscheinen. Es war durchaus ein Vernehmungstermin angesetzt, aber den konnte er dann gar nicht mehr wahrnehmen, weil er eben nicht mehr in der Lage dazu war. Der Unbekannte war ja schon einige Wochen vorher im Umfeld der Arbeitsstätte von Christoph Bolwin aufgefallen und eine Anwohnerin konnte sogar von einem konkreten Vorfall berichten. Worum ging es da genau? Es kam zu einer besonderen Begebenheit und zwar hat eine ältere Dame, die ist mit ihrem Hund spazieren gegangen und hat diese Person, auf die die Täterbeschreibung passt, zwei bis drei mal in den Wochen davor wahrgenommen und gesehen. Und es gab einen Moment, da hat der Hund, ich sag's jetzt mal ganz salopp, neben dem Bürgersteig an den Baum gepinkelt und der Täter oder die Person, die letztlich als Täter beschrieben wurde, hat sie angesprochen und sich darüber echauffiert mit den Worten, wenn er das als Mensch oder wenn ein Mensch das machen würde, dann gäbe es ein Riesentheater und er hätte Stress und was das den solle. Das hat die Zeugin als sehr merkwürdig empfunden, dass er sich darüber so aufregt, nur weil ihr Hund im Prinzip dort sein Geschäft verrichtet und das war jetzt nur das Pinkeln. Leider ist es auch so, dass diese Zeugin inzwischen verstorben ist, sodass man sie nicht mehr dazu befragen konnte. Das Verhalten des Mannes der Zeugin gegenüber ist für sie auch ein Ansatzpunkt, vielleicht sogar ein Schlüssel für ein mögliches Motiv. Warum? Ja, es entsteht der Eindruck, dass diese Person jemand zu sein scheint, der sich selbst ungerecht behandelt fühlt. Jemand zu sein scheint, der auf alles und auf jeden schimpft, unzufrieden ist und seinen Frust einfach loswerden muss. Ja, eine nachvollziehbare Theorie, doch am Ende fehlten einfach weitere harte Fakten und Ermittlungsansätze und so wurde das Verfahren 2012 2013 durch die Staatsanwaltschaft Hannover zunächst eingestellt. Wieso das denn eigentlich? Ja, grundsätzlich ist es halt so, dass Polizei und Staatsanwaltschaft immer in alle Richtungen ermitteln müssen. Und eine der Theorien war damals eben, dass Christoph Bolvin sich die Vergiftung selbst beigebracht hat. Diese Suizidesse konnte damals zumindest nicht ausgeschlossen werden. Welche Indizien hatten denn zu dieser Einschätzung überhaupt geführt? Christoph Bullwin hat selbst davon berichtet, dass er Angstzustände hatte und durchaus auch Zukunft sorgen. Dann ist es so, dass Herr Bullwin eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, die hatte eine Klausel drin, dass nach Abschluss der Versicherung drei Jahre vergehen müssen, bis eine Summe ausgezahlt werden würde. Und diese drei Jahre waren mit der Tat sozusagen um. Und es wäre dann halt so gewesen, dass die Familie von Christoph Bolwin dann abgesichert gewesen wäre. Deswegen hat das diese Suizidtheorie einfach noch mal unterstützt. Weiterhin wurde das Auto des Opfers spurentechnisch untersucht und man hat im Auto auf dem Armaturenbrett Quecksilber Rückstände nachgewiesen. Aber kann es nicht sein, dass er beim Warten auf die Polizei die Spritze dort abgelegt hatte? Ja, aus heutiger Sicht definitiv. Er hat damals sogar auch angegeben, dass er die Spritze schnell ins Auto geworfen hat. Ob sie dann auf dem Armaturenbrett gelandet ist und dann runtergefallen ist, das ist Spekulation, aber sehr gut denkbar. Und bei diesem Vorgang kann dann natürlich auch ein Teil der Flüssigkeit aus der Spritze herusgetreten sein. Prinzipiell verflüchtigt sich die Flüssigkeit zwar schnell, aber trotzdem kann man das Quecksilber E auch noch Monate später nachweisen. Ein weiteres Indiz war das Klebeband, mit welchem das Röhrchen an der Schirmspitze befestigt war. Es ist so, dass an der Innenseite des Klebebands damals DNA Spuren vom Opfer festgestellt wurden. Und das ist natürlich schwer zu erklären, warum an der Innenseite vom Klebeband Spuren vom Opfer sein sollen. Das heißt, man ist davon ausgegangen, dass Christoph Bullwin diese Konstruktion quasi selbst gebaut hat? Ja, zum damaligen Zeitpunkt ist man tatsächlich davon ausgegangen. Man muss dazu sagen aber, dass trotzdem auch noch eine weitere DNA Spür einer männlichen Person gefunden worden ist. Aber man konnte nicht mehr genau nachvollziehen, an welchem Ende vom Klebeband oder wo überhaupt genau am Klebeband diese Spuren gefunden wurden. In der Theorie kann es natürlich sein, dass im Rahmen der Untersuchung des Klebebands zu einem möglichen Übertragungsfehler gekommen ist, oder dass das Opfer beim Abreißen der Spritze auch seine DNA dort hinterlassen hat. Ja, und dann hätte natürlich auch gegen die Suizidtheorie sprechen können, dass der Unbekannte am Tattag ja tatsächlich von mehreren Personen gesehen wurde, oder? Ja, es war in der Tat so, dass die Person, die später als Täter beschrieben wurde, an dem Tattag von mehreren Zeugen unabhängig voneinander gesehen worden ist. Und auch die Tatsache, dass er einen Regenschirm bei sich getragen hat, gegen die Suizid these spricht. Für Herrn Professor Dr. Daldrupp auch ein weiterer entscheidender Punkt. Jemand, der dann tatsächlich Dimethyl Quecksilber besorgt hat, sich damit befasst hat, mit der Wirkung befasst hat, um dann damit aus dem Leben zu scheiden, der weiß auch um die Wirkung, dass es so ewig dauert, bis eventuell die Symptome auftreten. Bei der Chemikerin, der Professorin, waren es ja, glaube ich, 200 Tage oder so etwas. Irrsinnig lang hat das gedauert. Und es ist ein Siechtum dabei, also. Nee, wirklich nicht. Da gibt es andere Methoden, wenn man viele andere Stoffe. Ja, aber Demethyl, Quecksilber, der Injektion, ne, kann ich nicht folgen. Frau Leonardt, sie gehen heute auch aufgrund der neuesten Ermittlungen, auf die wir noch zu sprechen kommen, nicht mehr von der Suizid Theesse aus. Nach wie vor ist aber völlig unklar, wer ein Interesse an Christoph Bullwins Tod haben konnte. Sie haben daher die Frage nach einem möglichen Tatmotiv ab Mai. 2019 noch einmal in den Mittelpunkt gerückt. Wo haben sie angesetzt? Wir haben das komplette persönliche Umfeld von Christoph Boulvin durchleuchtet, also Familie, Freunde, Arbeitskollegen, seine Sportkollegen. Aber wir haben keinerlei Hinweise darauf gefunden, warum nun ausgerechnet Christoph Bowin Opfer einer solchen Tat wird. Und wir haben tatsächlich in alle Bereiche geschaut, aber es gab keinerlei Anhaltspunkte im privaten Bereich, hatte keine Feinde, keine Streitsituationen, es gab einfach keinerlei Anhaltspunkte. Und wenn man dann im privaten Bereich eben keine Auffälligkeiten findet, dann ist als nächstes natürlich der berufliche Bereich von Interesse. Denn die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie, für die Bol Wiein gearbeitet hat, hat ja zumindest etwas mit Chemie zu tun. Und die Tatwaffe war eine hochgefährliche Chemikalie. Was haben sie darüber gedacht? Genau, wir gehen eben auch davon aus, dass das kein Zufall ist. Für uns ist die wahrscheinlichste Theorie, dass er Opfer geworden ist aufgrund seiner Zugehörigkeit zu dieser Gewerkschaft. Und dass er aber dennoch ein Zufallsopfer war. Zum einen gibt es die Theorie einer möglichen Verwechslung mit jemandem. Man muss dazu sagen, dass Christoph Bolvinia lediglich als Softwareentwickler und Datenbankadministrator dort gearbeitet hat. Deshalb könnte es auch eine mögliche Theorie sein, dass der Täter selbst einmal Opfer geworden ist, z.B. durch einen Arbeitsunfall. Dass er sich möglicherweise ungerecht behandelt gefühlt hat, von der Gewerkschaft im Stich gelassen fühlte und dann möglicherweise Rachegedanken entwickelt hat. Und vielleicht war es ihm am Ende dann egal, wen er von der Gewerkschaft erwischt. Hauptsache, es hat irgendeine Verbindung zu dieser Gewerkschaft. Hat man denn hier auch zurückliegende Arbeitsunfälle untersuchen können, ob da jemand in Frage kommen könnte, auf den gegebenenfalls auch noch die Beschreibung des gesuchten Mannes passt? Ja, das hat man getan in Teilbereichen. Denn es ist im Prinzip wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die IGBCE hat derzeit, ich meine, um die Mitglieder und Betriebe, die sie vertreten, und da sind wir auch aktuell einfach noch in den Ermittlungen dabei. Und dann gibt es ja noch eine Theorie zu Christoph Bolwin als Datenbankadministrator und Softwareentwickler selbst. Wie lautet die? Ja, wenn man davon ausgeht, dass er möglicherweise in dieser Funktion ja sehr affin war zum Thema Computer, dass er sich möglicherweise auch im Darknet rumgetrieben hat. Vielleicht hat er ein zweites Leben gehabt, ein Paralleleben, von dem niemand etwas wusste und möglicherweise ist er dort auch auf etwas gestoßen, was ihn zunächst als Opfer prädestiniert hat. Das muss aber nicht zwangsläufig im Zusammenhang mit der IGGBCE stehen, sondern eben möglicherweise eher im privaten Bereich. Man muss aber ganz klar sagen, dass es dazu keinerlei Anhaltspunkte aktuell gibt und das ist nur eine von vielen Theorien. Und diese Theorien gehen dann eben auch schon teilweise in Richtung Geheimdienst und Geheimdienst. Das ist dann auch wirklich die spektakulärste Theorie, die einem natürlich sofort in den Sinn kommt. Ja, absolut. Hier gab es 1978 ja tatsächlich einen berühmten, sehr ähnlichen Fall, das sogenannte Regenschirmattentat in London. Das Opfer war Schriftsteller und Systemkritiker des damaligen bulgarischen Regimes und er flüchtete 1969 ins Exil, zuerst nach Italien, dann nach England. Von hier aus kritisierte er in vermeintlicher Sicherheit weiterhin den damaligen Machthaber, bis dieser seinen Tod anordnete. Am siebter Sep. 1972 wartete das Opfer an der londoner Bushaltestelle Waterloo Bridge, als er von einem Mann angerempelt wird und mit einem Regenschirm in die Wade gestochen wird. Das Opfer starb nur vier Tage später an Herzversagen. Der Täter war ein Agent des bulgarischen Geheimdienstes und an der Spitze des Regenschirms befand sich eine kleine, nur 1,5 mm große Kapsel, die das hochgiftige Rizin enthielt. Frau Leonard, natürlich erinnert der Fall Bulwin an genau diesem berühmten Fall. Und auch sie haben das Thema Geheimdienst ja in Ihre Ermittlungen einfließen lassen, nicht? Ja genau. Es gab sehr, sehr viele Hinweise von Bürgern, die von dem Quecksilberfall gehört haben und die gingen eben genau in diese Richtung. Wir nehmen diese Hinweise grundsätzlich auch sehr ernst und wir ermitteln tatsächlich auch in diese Richtung. Und über die Geheimdiensttheorie haben wir ebenfalls mit Professor Dr. Dahldrup gesprochen. Ich habe nur in der Zeitung oder wo es auch immer war, mal ein Bild von dieser Spitze gesehen. Sah so aus, als wäre es mit schwarzem Band zusammengeklebt worden. Das sieht alles sehr laienhafter aus. Ich gehe davon aus, dass ein Geheimdienst andere mechanische Möglichkeiten hat, um einen Schirm relativ stabil und unauffällig herzustellen und wo dann auch die Spritze nicht abfällt, sondern fest verbunden ist. Ne, ich gehe da schon von einem selbstgebauten Instrument aus. Also ich würde eher in Richtung Laie denken. Aber es gibt auch bei den Geheimdiensten durchaus manchmal Leute, die nicht so schlau sind. Frau Leonard, gab es denn in der Vergangenheit eigentlich ähnlich gelagerte Fälle, in denen eine Vergiftung durch Dimethylquecksilber eine Rolle gespielt hat? Es handelt sich um eine äußerst seltene Vergiftung. Und in der wissenschaftlichen Literatur der letzten 100 Jahre findet man nur drei Fälle. Das sagte übrigens auch der Richter im Prozess des sogenannten Pausenbootmörders. Und das ist das Stichwort, der Fall um den sogenannten Pausenbrotmörder. Denn hier gab es plötzlich spannende Parallelen zu Ihrem Fall, die sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen entdeckt hatten. Erzählen sie mal. Ja, das Ganze hat sich in den Jahren zwischen 2016 und 2018 zugetragen in Bielefeld. Da hat ein Mann über drei Jahre lang die Pausenbrote und Getränke seiner Arbeitskollegen vergiftet. Als Gift konnte hier neben anderen Bleiverbindungen, die der Täter auch genutzt hat, ebenfalls die Mithyl Quecksilber nachgewiesen werden. Und die Ermittler oder ein Ermittler vom LKA, vom Landeskriminalamt in Nordrhein Westfalen, hat dann festgestellt, dass die Mithy Quecksilver einfach so selten ist und dass es eben aufgrund dessen Parallelen und Zusammenhänge mit dem Fall zu Christoph Bolwin geben könnte. Natürlich hatte auch die räumliche Nähe Hannover Bielefeld eine Rolle gespielt. Und man ist davon ausgegangen, dass das nicht so richtig Zufall sein kann. Und letztlich hat die Staatsanwaltschaft dann den Fall zu uns ins Fachkommissariat gegeben und dann eben zu der neu eingerichteten Ermittlungsgruppe Coldcase. Und so haben wir die Ermittlung dann erneut aufgenommen. Auch hier gleichweg, in diesem speziellen Fall hat man den Täter gefasst. Wie ist man ihm denn auf die Schliche gekommen? Mehrere Arbeitskollegen von diesem Mann hatten dauerhafte Krankheitssymptome. Sie waren ständig beim Arzt, hatten Schwindel, Kopfschmerz, Übelkeit. Und einem der Arbeitskollegen war dann irgendwann ein weißes Pulver auf seinem Pausenbrot aufgefallen. Er hat dann auch bemerkt, dass seine Getränke eingetrübt waren und hat irgendwann die Firmenleitung eingeschalten. Letztlich wurde dann eine Überwachungskamera in dem Pausenraum installiert. Und dabei wurde tatsächlich dann entdeckt, wie der Täter seinen Kollegen dieses Pulver auf dem Brot verteilt hat, sozusagen. Das Ganze wurde dann der Polizei gemeldet und der Mann wurde dann verhaftet in der Firma noch am selben Tag. Und als man ihn durchsucht hat, hat man dann auch eine Flasche mit Blei Actat bei ihm feststellen können und diese dann auch natürlich gesichert. Und dann hat man die Firmenleitung informiert darüber. Bei der anschließenden Hausdurchsuchung im Mai. 2018 machten Ermittler dann die entscheidende Entdeckung, die in Zusammenhang mit dem Fall Bulwin stehen könnte. Professor Dr. Daldrup war damals forensischer Toxikologe und Sachverständiger in dem Fall des Pausenbrotmörders. Bei der Hausdurchsuchung ist dann das Kellerlabor entdeckt worden. Da waren dann noch Marmeladengläser oder sonstige Gläser, in denen Reste von den Syntheseansätzen waren und in einem Glas war dann auch noch die Methylquecksilber. Es waren die entsprechende Literatur war da, die Materialien sich um das herzustellen in mehreren Schritten waren da und so ist dann auch der Fall entdeckt worden. Und da Dimethylquckilber solch ein seltener Stoff ist, so schwer zu beschaffen ist, lag es auf der Hand zu prüfen, ob möglicherweise da ein unmittelbarer Zusammenhang besteht. Der sogenannte Pausenbrotmörder wurde also im Rahmen der neuen Ermittlungen als möglicher Täter im Fall Bulvin überprüft. Über die Ergebnisse werden wir gleich sprechen. Zunächst einmal hat aber der Fund des Dimethylquecksilbers in diesem Keller auch eine ernste Gefahr bedeutet. So wurden z.B. sämtliche Analyseverfahren im Landeskriminalamt Nordrhein Westfalen komplett gestoppt und das ges gesamte Labor auch für das Reinigungspersonal über Wochen gesperrt. Ja, verständlich, denn wir wissen ja mittlerweile um die Lebensgefahr, die im Umgang mit diesem Stoff besteht. Zum Glück gab es keine bemerkenswerten gesundheitlichen Folgen für das Personal, ganz im Gegensatz zu den Opfern des Täters. Ja, bei zwei Kollegen hatte der Täter Bleiacetat und vermutlich auch andere giftige Verbindungen genutzt. Beide sind daraufhin schwer Nieren erkrankt und einem musste in der Folge sogar die Niere entfernt werden. Ein weiteres Opfer, das war ein jähriger Mann. Hier vermuten die Ermittler E. Die Vergiftung durch das Dimithyquecksilber. Das war Ende im Jul. 2016 und er war dann im Aug. 2016 bereits ein Pflegefall und Anfang 2017 ist er ins Wachkoma gefallen. Letztlich hat er in diesem Wachkoma noch knapp drei Jahre verbracht und ist dann aber 2020 verstorben. Im APR. 2020 wurde der sogenannte Pausenbrotmörder zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt und eine köpfige Mordkommission überprüft bis heute weitere 21 Todesfälle seit dem Jahr 2000 auf eine Beteiligung des verurteilten Täters Frau Leonahart. Und einer dieser 21 Verdachtsfälle ist der Fall Christoph Bullwin, über den wir heute sprechen. Wie eben schon angedeutet, wurde der Täter im der neuen Ermittlungen eingehend überprüft. Was haben die bis jetzt ergeben? Ja, allzu viel kann ich dazu nicht sagen. Es ist so dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Aber die DNA Spur auf der Spritze und auf dem Klebeband konnte dem Verurteilten bisher nicht zugeordnet werden. Andere Erkenntnisse haben wir bislang noch nicht. Sie haben auch die Spritze und das Klebeband noch mal untersuchen lassen und tatsächlich noch etwas Neues entdecken können. Was war das? Ja, 2011 wurde das Klebeband damals daktoskopisch, also auf Fingerspuren untersucht. Das Ergebnis war damals, dass eben eine Fingerspur vorhanden ist, aber nicht auswertbar ist. Jetzt haben wir 2019 nochmals diese Fingerspur in Untersuchung gegeben und dabei hat man tatsächlich festgestellt, dass die Spur eben doch auswertbar ist. Die Spur ist allerdings nicht im System und konnte auch noch nicht zugeordnet werden. Aber es ist schön zu wissen, dass sie zumindest schon mal auswertbar ist. Und sie haben sich dann 2022 entschieden, den Fall bei uns in der Sendung mit einem Filmbeitrag zu präsentieren, obwohl seit der Tat mittlerweile 11 Jahre vergangen waren. Ja, im Rahmen der Cold Case Ermittlung will man alles noch mal auf Anfang setzen. Man möchte alles noch mal rausholen, man möchte mit den Leuten sprechen, man möchte in jede Richtung ermitteln, man möchte die Leute auch wach rütteln. Und aus diesem Grund sind wir nochmal in die Sendung gegangen. Es ist eben auch so, dass sich die Beziehungen der Leute untereinander verändern und oft tut auch ein gewisser Zeitabstand gut. Vielleicht reden die Leute dann einfach mehr, wenn sich die Beziehungen verändert haben, z.B. nach einer Trennung oder Scheidung. Und natürlich wollten wir eben auch einfach noch mal die ganze Dramatik des Falls an die Öffentlichkeit bringen, dass er eben nicht in Vergessenheit gerät. Und das ist natürlich auch immer wichtig als Botschaft für die Angehörigen, dass wir e weitere ermitteln wollen, dass wir daran glauben, dass wir irgendwann ein Ergebnis haben und dass wir die Angehör nicht im Stich lassen. Und natürlich auch die Botschaft an den Täter, dass wir eben alles versuchen, den Täter zu kriegen irgendwann. Wie viele Hinweise sind denn nach der Sendung dann eingegangen? Das waren insgesamt ungefähr 300 Hinweise, die wir bekommen haben. Dabei gab es auch Hinweise mit konkreten Namen, aber die Ermittlungen dazu laufen in Teilbereichen eben auch noch. Seit 2023 gibt es jetzt noch eine neue Spur, der sie folgen. Was hat sich denn da ergeben? Im Mai. 2023 haben wir dann das Tatwerkze nochmals untersuchen lassen und dabei haben wir festgestellt, dass die DNA Spur am Klebeband eben nicht von Christoph Bulbin stammt. Auf der anderen Seite bei der Untersuchung der Spritze haben wir festgestellt, dass es einen sogenannten Mischbefund gibt, was bedeutet, dass mindestens zwei weitere männliche Personen neben Bulvin eben auch Spuren an dieser Spritze hinterlassen haben. Das haben wir natürlich auch im System schon abgeglichen, aber bisher konnte das noch niemandem zugeordnet werden. Heißt das denn, dass mindestens zwei Personen an der Tat beteiligt gewesen sein könnten? Das könnte zum einen sein. Es gibt auch eine andere Möglichkeit, dass es bei der Untersuchung der Spuren zur Verunreinigung gekommen ist, z.B. durch einen Labormitarbeiter. Wir können alsost der Fall ist für sie immer noch nicht abgeschlossen, bleibt ihnen und auch den Angehörigen von Christoph Bohlwin ja wirklich nur zu wünschen, dass diese schreckliche Tat doch noch aufgeklärt werden kann und es endlich Antworten gibt, warum Bulwin so leiden und schließlich sterben musste. Ja, damit beschließen wir die heutige Folge. Frau Leonard, wir bedanken uns ganz herzlich bei ihnen, dass sie zu uns ins Studio gekommen sind. Auch von mir ganz herzlichen Dank und kommen sie gut nach Hause. Vielen Dank. Alles Gute. Danke auch an Profess. Dr. Thomas Daldrup und auch an Andi Klein, dem Autor dieser Folge. Ja, wie immer auch vielen Dank an euch, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Bis zur nächsten Folge. Und zum zum Schluss wie immer, mein Wunsch für euch bleibt sicher. Aktenzeichen XY unvergessene Verbrechen ist eine Produktion der Securitel in Kooperation mit Bum Film im Auftrag des ZDF.