Der Podcast wird von Viktoria Koogmann moderiert. In dieser Folge wird die Schuldenbremse in Deutschland diskutiert, ein zentrales Thema im Bundestagswahlkampf. Koogmann spricht mit Nikolas Liefen aus der NDR Info Wirtschaftsredaktion über die komplexen Argumente rund um die Schuldenbremse.
Einleitend wird ein Zitat von Angela Merkel thematisiert, das die Metapher der "schwäbischen Hausfrau" benutzt, um verantwortungsvolle Finanzpolitik zu beschreiben. Diese Metapher steht für Sparsamkeit und wurde 2009 im Bundestag bei der Einführung der Schuldenbremse bemüht. Die Schuldenbremse wurde im Grundgesetz verankert und legt fest, dass der Bund maximal 0,35 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) an neuen Schulden aufnehmen darf. Die Regelung wurde als Reaktion auf die Finanzkrise 2008 eingeführt, um die finanzielle Handlungsfähigkeit des Staates zu sichern und zukünftige Generationen nicht zu belasten.
Nikolas Liefen erklärt, dass Schulden einerseits als Belastung, andererseits aber auch als Vermögen betrachtet werden können, je nachdem, wie sie investiert werden. Investitionen in Infrastruktur, Bildung und andere Bereiche können positive Auswirkungen haben und den Schulden einen Gegenwert geben. Allerdings warnt er auch vor den Risiken hoher Schulden in Verbindung mit steigenden Zinsen.
Die Schuldenbremse soll verhindern, dass Deutschland zu viele Schulden aufnimmt und dadurch hohe Zinszahlungen leisten muss. SPD und Grüne fordern dennoch eine Reform der Schuldenbremse, um dringend benötigte Investitionen in Infrastruktur und Energiesysteme zu ermöglichen, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg und den Klimawandel. Die FDP hingegen argumentiert, dass es innerhalb des bestehenden Haushalts Spielraum für Umschichtungen gibt und dass die Schuldenbremse die Generationengerechtigkeit schützt.
Die wissenschaftliche Sicht auf die Schuldenbremse ist geteilt. Eine Umfrage des Ifo-Instituts zeigt, dass die Meinungen der Ökonomen zu gleichen Teilen für und gegen eine Beibehaltung der Schuldenbremse ausfallen. Einige Ökonomen fordern eine Differenzierung zwischen Investitionen und Konsumausgaben sowie eine mögliche Aussetzung der Schuldenbremse in Krisenzeiten.
In anderen Ländern, wie den USA oder Italien, ist eine hohe Staatsverschuldung verbreiteter und weniger emotional aufgeladen als in Deutschland. Reformvorschläge für die Schuldenbremse beinhalten eine Ausweitung der Verschuldungsgrenzen oder die Aussetzung der Schuldenbremse für Investitionen in wichtige Bereiche.
In der deutschen Politik stoßen diese Reformvorschläge auf gemischte Reaktionen. Die CDU, traditionell ein Befürworter der Schuldenbremse, zeigt unter Friedrich Merz erste Anzeichen für eine mögliche Reformbereitschaft. Die zukünftige Regierung könnte Änderungen an der Schuldenbremse vornehmen, um notwendige Investitionen zu tätigen.